Draft – Viel mehr als nur „Eine“ Spielvariante

Der wohl bekannteste Draft, ist der Booster Draft. Magic ist ein Spiel mit unzähligen Variationen an Spielvarianten. Draft stellt hier nur der Oberbegriff dar. Ich will euch ohne grosses Vorwort meine mir bekannten Drafttypen vorstellen.

Cube Draft

Cube Draft umfasst viele der unterhaltsamsten Aspekte von Magic und kombiniert Elemente des Constructed- und des Limited-Format. Ein Spieler oder die ganze Gruppe bereitet einen „Cube“ vor – ein Set mit 360 speziell ausgewählten verschiedenen MagicKarten. Oft haben Cubes auch 720 Karten, um eine größere Auswahlmöglichkeit beim Draften zu bieten. Wer damit starten will, soll mit 360 Karten anfangen. Der Cube sollte mehrere Synergien an Karten enthalten, womit mehrere Strategien erbaut werden können. Zu Beginn lohnt es sich auch bestehende Kartenlisten von Cube anzuschauen und dann einen davon nachzubauen.

Das Zusammenstellen eines Cubes ist eine schöne Gelegenheit, sowohl deine Lieblingskarten mal wieder herauszuholen als auch mit Karten zu experimentieren, die du bislang noch in keinem Constructed-Deck unterbringen konntest. Das Schönste daran ist, dass du alles individuell abstimmen kannst. Jeder Cube ist verschieden.

Sobald der „Cube“ zusammengestellt ist, könnt ihr ihn für jedes Draft-Format verwenden. Die beliebteste Variante besteht darin, die gemischten Karten zufällig in Boosterpackungen mit 15 Karten aufzuteilen und daraus einen normalen Boosterdraft zu spielen. Wir haben dazu immer einige leere Boosterpackungen genommen und mit diesen Karten befüllt. Karten rein, mit Kleber zu und schon ist ein Booster fertig.

Reject Rare-Draft

Jeder Spieler stiftet 45 seltene Karten aus seiner Sammlung. Diese Karten werden zusammengemischt und zu Boosterpackungen mit 15 Karten zusammengefasst. Und dann wird mit diesen Boostern ein ganz normaler Boosterdraft gespielt. Es gelten die normalen Limited Regeln.

Ein Reject Rare-Draft ist eine tolle Gelegenheit, Karten auszuprobieren, die in den meisten Constructed-Formaten nie oder fast nie gespielt werden. Auch für erfahrene Limited-Spieler hat dieses Format etwas Neues zu bieten, da normalerweise im Limited die häufigen und nicht ganz so häufigen Karten am wichtigsten sind.

Zum Schluss hat jeder wieder 45 seltene Karten. Ob diese wieder dieselben sind wie zum Start oder jeder Spieler mit neuen Karten nach Hause geht, könnt Ihr für euch abmachen. Der Reiz steigt aber mit dem Besitzwechsel.

Winston-Draft

Der Winston-Draft wird zu zweit gespielt. Jeder Spieler öffnet drei Boosterpackungen ohne den Inhalt anzuschauen. Ihr mischt alle sechs Packungen zusammen und erzeugt damit einen Kartenvorrat von neunzig Karten. Würfelt aus, wer von euch „Spieler A“ und wer „Spieler B“ ist. Spieler A ist im Draft zuerst an der Reihe, dafür darf Spieler B vor allen Partien entscheiden, ob er zuerst dran sein will.

Spieler A beginnt den Draft, indem er die obersten drei Karten des Kartenvorrats verdeckt nebeneinander auf den Tisch legt, und bildet damit den Grundstock der drei Draftstapel. Er schaut sich die Karten dabei nicht an.

Spieler A schaut sich die Karte des ersten Stapels an, ohne sie Spieler B zu zeigen, und entscheidet sich dann, ob er sie draftet oder zurücklegt. Falls Spieler A den Stapel draftet, wird dieser (wieder verdeckt) durch die oberste Karte des Vorrats aufgefüllt, und Spieler B ist dran. Falls Spieler A die Karte zurücklegt, wird die oberste Karte des Vorrats oben darauf gelegt, so dass jetzt zwei Karten auf dem ersten Stapel liegen. Spieler A wiederholt dann den Vorgang mit dem zweiten Stapel und möglicherweise auch mit dem dritten. Falls Spieler A keinen der drei Stapel genommen hat, muss er die oberste Karte des Vorrats nehmen, egal was es ist. Sobald Spieler A einen der Stapel gedraftet oder die oberste Karte des Vorrats gezogen hat, ist Spieler B dran und macht genau das gleiche.

Nimmt ein Spieler einen Stapel, wird dieser durch die oberste Karte des Vorrats ersetzt, so dass der Stapel wieder genau eine Karte hat. Und immer wenn ein Spieler einen Stapel zurücklegt, wird dieser durch die oberste Karte des Vorrats ergänzt. Es gibt keine Beschränkung für die Höhe des Stapels.

Anschliessend stellen beide Spieler ein Deck zusammen nach den normalen Limited Regeln. Wie in jedem Draft werden Standardländer von Aussen zur Verfügung gestellt.

Chaos-Draft

Der Chaos-Draft ist meine Lieblingsspielform was Draft anbelangt. Sehr simpel und einfach umzusetzen. Die Funktion ist 1 zu 1 dieselbe wie im Boosterdraft mit einer Ausnahme: Jedes Booster Set ist nur einmal vorhanden. Seid Ihr zB. 8 Personen, werden 24 Booster benötigt, damit jeder 3 Booster Packs hat. Stellt euch vor, jeder hat komplett andere Booster Packs von diversen Serien von Magic, welche in den Jahren erschienen sind. Choas-Draft Produkte findest du HIER. Ich empfehle euch etwas zu bauen, wo hinein gegriffen werden kann. Ich habe dafür jeweils einen alten Schuhkarton genommen und ein Loch hinein geschnitten. Der Reihe nach wird mit der Hand hinein gegriffen und ein Booster herausgezogen. Niemand weiss,welches Booster Pack er erhält.

Rotisserie-Draft

Einen Rotisserie-Draft vorzubereiten dauert ein wenig länger, doch dieses Format bietet ein ganz neues Draftgefühl im Limited-Bereich. Besonders interessant ist, dass alle seltenen Karten des Sets im Draft sind und plötzlich genauso oft vorkommen wie die eigentlich häufigen Karten! Außerdem behält man jederzeit den Überblick darüber, welche Karten noch im Draft sind und welche Strategien die Gegner beim Draften wählen. Benötigt werden 1-2 komplette Magic the Gathering Sets (Jede Karte 1x) und die Anzahl an Spielern sollte so gewählt werden, damit die Gesamtzahl an Karten geteilt durch die Anzahl an Spielern zwischen 40 und 50 beträgt.

Die Karten werden nach Sammlernummer sortiert (bei älteren Sets ohne Sammlernummer alphabetisch nach Farbe) und offen auf dem Tisch ausgebreitet. Die Spieler würfeln dann aus, in welcher Reihenfolge sie im Draft an die Reihe kommen. Der erste Drafter wählt eine der Karten aus und legt sie verdeckt vor sich ab. Dann sind die anderen Spieler nacheinander dran, bis jeder eine Karte genommen hat. Jetzt dreht sich die Draftreihenfolge um: der Spieler, der zuletzt zugegriffen hat, nimmt seine zweite Karte, dann der vorletzte Spieler und so weiter. Wenn der ursprüngliche Startspieler wieder an der Reihe ist, nimmt er zwei Karten, und so weiter. Ein Beispiel: Wenn vier Spieler am Draft beteiligt sind (A, B, C und D), lautet die Draftreihenfolge A, B, C, D, dann D, C, B, A, dann wieder A, B, C, D. Es wird solange gedraftet, bis alle Karten genommen wurden.

Jeder baut sein Deck anhand der Limited Regeln. Auch hier die Standardländer von Aussen zugänglich sein müssen.

Continuous-Draft

Dieser Draft basiert nicht auf einem Rundenprinzip sondern kann beliebig lange dauern.

Jeder Spieler öffnet zu Beginn des Drafts drei Boosterpackungen und wählt eine Karte, die er aus dem Draft heraushält. Zum Draften sucht er sich dann einen anderen Spieler mit 44 Karten. Nachdem ausgelost wurde, wer zuerst draftet, mischen die Spieler ihre 88 Karten zusammen. Spieler A deckt die oberen vier Karten auf und nimmt sich eine davon. Dann wählt Spieler B zwei Karten für sich, und Spieler A bekommt die übrig gebliebene Karte. Bei den nächsten vier Karten wählt Spieler B zuerst, und so geht es abwechselnd weiter, bis alle Karten gedraftet wurden. Danach stellen die Spieler ihre Decks mit mindestens 40 Karten zusammen, wobei sie so viele Standardländer (Ebenen, Inseln, Sümpfe, Gebirge und Wälder) hinzunehmen können, wie sie wollen, und spielen los.

Wer zuerst zwei von drei Partien für sich entscheiden konnte, hat gewonnen. Sobald ein Spieler mit einem Match fertig ist, sortiert er die hinzugefügten Standardländer wieder aus (um wieder auf 44 Karten zu kommen), sucht sich einen neuen Gegner und startet mit diesem einen neuen Draft. Dein Kartenvorrat wird sich mit jedem Duell ändern, daher hast du immer wieder neue Draftdecks, mit denen du spielst.

Solomon-Draft

Der Solomon-Draft ist eine einzigartige Variante des Boosterdraft-Formats für genau zwei Magic-Spieler. Jeder Spieler braucht drei Boosterpacks, die geöffnet werden, ohne den Inhalt anzuschauen. Ihr mischt alle sechs Packungen zusammen und erzeugt damit einen Kartenvorrat von neunzig Karten. Dann geht es los mit dem Draft.

Würfelt aus, wer von euch „Spieler A“ und wer „Spieler B“ ist. Spieler A ist im Draft zuerst an der Reihe, dafür darf Spieler B vor allen Partien entscheiden, ob er zuerst dran sein will. Im Draft deckt Spieler A die ersten acht Karten des Vorrats auf und teilt sie in zwei Haufen auf. Das können zwei gleich große Stapel mit je vier Karten sein, aber auch unterschiedlich große Stapel sein: fünf und drei Karten, sechs und zwei, sieben und eine oder sogar acht und null.

Nachdem Spieler A die Karten aufgeteilt hat, nimmt sich Spieler B einen dieser Haufen und legt ihn zu seinen gedrafteten Karten. Der andere Haufen geht an Spieler A. Der Vorgang wird dann wiederholt, diesmal teilt aber Spieler B die nächsten acht Karten auf und Spieler A wählt einen der Haufen. So geht es immer hin und her: ein Spieler stellt die Haufen zusammen, der andere wählt aus, bis alle Karten gedraftet worden sind. (In der letzten Gruppe sind dann zehn statt acht Karten.) Beide Spieler basteln sich aus ihren gedrafteten Karten ein Deck mit mindestens 40 Karten, wobei sie so viele Standardländer (Ebenen, Inseln, Sümpfe, Gebirge und Wälder) hinzunehmen können, wie sie wollen.

Viele Spieler mögen den Solomon-Draft, weil er sie auf andere Weise als ein traditioneller Boosterdraft herausfordert. Anstatt immer eine einzelne Karte aus einer einzelnen Packung zu wählen, muss sich jeder Spieler klar werden, welche Farben ihr Gegner wohl spielen wird. Es ist nicht einfach, die Balance zu finden, wie man gute Karten gegen mittelgute Karten in den Haufen aufwiegt, so dass man hinterher auch die Karten erhält, die man gerne hätte, und man sollte nicht den Überblick verlieren, welche Karten schon in welches Deck gedraftet wurden. Ein Solomon-Draft ist eine tolle Variante, wenn man auch mal zu zweit draften will.

Booster Duell

Dies ist eigentlich keine Draft-Variante, wollte es aber trotzdem kurz erwähnen.

Kennst du die Situation: Du und deine Freunde habt gerade ein paar Boosterpackungen gekauft. Ihr habt vor, sie zu öffnen, um euch über den Inhalt herzumachen. Aber stopp — warum spielt ihr nicht ein wenig Magic, während ihr eure Packungen öffnet?

Jeder Spieler öffnet ein Booster und das gesamte Booster wird seine Anfangshand! Während seines Zuges darf jeder Spieler ein Land aus einem gemeinsamen Vorrat außerhalb des Spiels nehmen und ins Spiel bringen. Es wird ohne Bibliothek gespielt, man kann keine Karten ziehen, und man verliert auch nicht, wenn man keine Karte ziehen kann. Wollt Ihr mit 10,20 oder mehr Lebenpunkte spielen? Bestimmt die weiteren Regeln für euch selbst.

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Ich hoffe du hast jetzt einige neue Ideen erhalten und dein Kopf hat schon ein wenig zu träumen angefangen. Welche Variante wirst du als erstes testen?